Riesstraße 1: Geburtshilflich-gynäkologische Abteilung des Gaukrankenhauses Graz-Ost

An der Geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Gaukrankenhauses in Graz wurden während der NS-Zeit eugenisch motivierte Zwangssterilisationen vorgenommen, wie auch Zwangsabtreibungen an aus dem Osten stammenden Frauen, wobei diese sowie ihre Föten zudem für die „Forschung“ des Institutsleiters missbraucht wurden.

Kurztext von Dr. Halbrainer, mehr im Rundgangsführer:
Heimo Halbrainer: Terror und Erinnerung.
NS-Institutionen und Orte des Widerstands im Bezirk Geidorf.
 
2020 initiiert der Vorstand der Frauenklinik, unser Mitglied Karl Tamussino (im Bild), eine Veranstaltung, die sich der Zeit 1938-45 ebendort widmet, mit folgenden Themen:  
 
Die Frauenklinik Graz übernahm als Vorstand Dr. Erhard aus Frankfurt. Eingesetzt aus politischen Gründen hatte er kaum operative Erfahrungen. Ein hoher Anreiz für mehrere Ärzte und eine Ärztin bestand in fast uneingeschränkten Forschungsmöglichkeiten. 
Vorwiegend schwangere Zwangsarbeiterinnen galten als Menschenmaterial für Experimente z.B. verzögerte Aborti bis zum 7. bzw. 8. Schwangerschaftsmonat, Formaldehyd injizieren, mit Bestrahlungen Abort herbeiführen u.ä. 
Man geht von etwa 500 Schwangerschaftsabbrüche bei jungen (18-23jährig) gesunden ZwangsarbeiterInnen, aus dem Osten, Ukraine usw. aus, ganz klar wurden rassisch indizierte Abtreibungen vorgenommen.

Graz galt hier als führend im Deutschen Reich – mehr als anderswo wurde experimentiert, aber auch Hormonbehandlungen bei Unfruchtbarkeit arischer Frauen vorgenommen.

Kein einziger Entschädigungsantrag nach 1945 ist bekannt.